Mittwoch, 12. Juni 2013

Verkehrsmeldung

Geschwinder Wahn

Es war einmal ein toller Typ,
häuslich, still, gar nett und lieb,
nicht mehr ganz jung, jenseits der dreißig,
arbeitsam und immer fleißig,
kurz, ein ganzer Kerl, gestand'ner Mann,
wie jede sich nur wünschen kann.

Doch mit der Zeit - entsetzlich, graus - lebt er sein
inneres Ich dann aus. Nun - nicht zu Haus,
nicht im Büro; dort ist er fügsam, glücklich, froh;
nein, dieser große Schweinehund frißt sich im AUTO
dick und rund!

Kaum spürt sein Fuß des Gases Hebel,
die Sonne lacht im Lack der glänzt, beugt tief im Sitz
er sich hernieder, drückt auf die Tube unbegrenzt.
Es summt der Asphalt, flieht der Baum,
für Mensch und Tier bleibt wenig Raum. Das Auge brennt,
kühn blitzt der Zahn, Fäuste geballt - geschwinder Wahn!

Dicht und dichter fährt er auf,
bremsen stört des Fahrzeugs Lauf, stur nach vor'n
ruft "dumme Sau" - kurzer Blick - "na klar, ne Frau!"
Sieht nicht den Erlenkönig steh'n, sieht nicht den Hauch
des Todes weh'n, sieht nicht sein Weib, die Angst, die Not,
sieht nicht, wie Erlenkönig droht!

Zu End' geht's mit Gestöhn, Gebraus in der Ballade nur,
dort ist es aus -
was wirklich zählt oh Mann oh Mann -
cool ist, wer sich bremsen kann!

SB


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