Forever
An einem
warmen Sommertag
Herr Meier
bei Herrn Müller stand.
So Zaun an
Zaun und Haus an Haus
bei
Tabakqualm ging’s hoch hinaus.
Meier sprach
dies’, Müller mal das,
in den
Händen das schwankende Bier vom Fass.
Und ganz
unverhofft, nur so dahin
gab Meier
einen Hinweis denn,
mit Blick
gesenkt auf ihren Zaun,
der alt und
hässlich, rostig braun
doch nicht
als Zierde gelten könne
und was
passieren müsse, schnelle.
Herr Müller,
dem das nicht behagte,
ihm Rauch
wohl in die Nase stieg,
der hustend,
niesend gleich bedachte,
dass Ärger damit
programmiert,
denk’er an seine
holde Gattin,
die ohne
ihn das Zepter führt!
Herr Meier
daraufhin entrüstet,
ganz
prahlerisch, ganz wortgewandt,
bei ihm, nun
ja, vergiss es,
da hätt’ kein
Weib die Hosen an!
Und
überhaupt und allemal -
In seinem
Haus sei er der Mann!
Gesagt,
getan, nach vielen Wochen
nach hin
und her und Dummgeschwätz
auch ohne
Müll - und Machomeier
beschloss
die Weiblichkeit zuletzt
den
schönsten Zaun, ganz grün in Farbe
und
Pflanzen mussten auch noch her,
das könnten
doch die Kerls besorgen,
das sei nun
wahrlich nicht mehr schwer!
Den
Knöterich vergrub Herr Müller,
mit viel
Gestöhn und Litern Schweiß,
Herr Meier
indes eine Tanne, ein Immergrün
mit
forschem Fleiß.
Gar zierlich,
klein und wunderschön
war’n Tann’
und Schlinger anzusehn.
Den Lohn
für gute Nachbarsleute
ernten
Meier und Müller heute.
Jahre
vergingen, die Zeit bekam Flügel,
nie nahm
Meier oder Müller was übel,
Es
herrschte vollste Zufriedenheit
im
Meierschen, Müllerschen Teamesgeist.
Forever
dachte jedermann
und sah die
große Tanne an,
die
liebevoll von starken Ästen
umwunden
heiß und inniglich
im Sommer
weiße Blüten, im Winter
grüne
Nadeln trieb.
Auch Müller
und Meier wurden älter
und standen
wieder mal am Zaun,
der Himmel
grau, war heuer düster
über’m Riesenschlingerbaum.
Und wieder
war es Meier,
der
kategorisch fand,
der
Knötling müsse weichen,
es sei der
falsche Stand!
Und
überhaupt wär’ das Gewächse
bereits in
seinem Dach
und drücke
alle Ziegeln
mit Kraft
aus ihrem Fach!
Herr
Müller, dem es lang schon stank
hob nun die
Stimme und die Hand
und
fuchtelte empört herum,
das sei ihm
alles nun zu dumm,
denn Meiers
Tann’ als Riesenbaum
beschatte
Haus und jeden Raum.
Bezahlen müsst
er Leitungslicht,
weil Meiers
Baum die Sonne bricht!
Zerstritten
nun und gar nicht weise
stampft
jeder in sein Domizil
und brütet
aus, ganz still und leise
ein
bitterböses Ränkespiel.
Den Müller
sieht man nächtens schleichen
mit Axt
bewaffnet und mit Mut.
Die Tanne
musste endlich weichen,
dann wird
vielleicht noch alles gut.
Zuerst
schlug er die Äste kürzer,
der
Knöterich, er stöhnte laut,
dann trieb
er Nägel in die Rinde,
ganz tief hinein,
bis in die Haut.
Nun wurde
Meier richtig böse,
sah die
Verstümmelung
und riss am
hellerlichten Tage
dem
Schlingerich die Arme wund.
Die schöne
Tanne weinte Tränen,
das Harz
rann über ihren Leib,
sie neigte
traurig alle Äste,
ihr Stamm,
er knickte lang und breit
und krachte
völlig ungehemmt
auf Müllers
Haus mit vehement.
Den Mann, oh,
traf der Baum am Kopfe,
die Wunde
überlebt er nicht.
Der
Lebenssaft entfloh in Strömen,
rann über
sein verblüfft Gesicht.
Der
Knöterich, genau genommen,
hielt die
Geliebte fest im Tod,
jetzt sah
er seine Stunde kommen,
riss Ziegel
aus in seiner Not.
Und einer
schlug bei Meier ein,
versagte
ihm die letzte Luft
und brachte
ihn, noch vor der Zeit,
in seine
dunkle Erdengruft.
Zwei alte
Frauen übrig blieben,
die Trauer
groß, Verzweifelung!
Zu Grabe
trugen sie die Lieben,
nur schön ist
die Erinnerung.
Nun lagen
beide Seit’ an Seite,
vereint im
Tode, ohne Groll.
Die Frauen
gingen still und leise -
zum Gärtner?
Ja, wat sall
dat woll?
Frau Müller
pflanzt voll Herzenspein
einen
Knöterich an Müllers Stein.
Frau Meier
indes auch nicht feige,
eine Tanne
auf Meiers Leibe.
Und die
Moral von der Geschicht’?
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