Dienstag, 30. Juli 2013

Für meine Freunde

Der Jahrhundertbaum

Gefangen einst in einem Traum,
erblickt ich den Jahrhundertbaum.
Ganz einsam stand er wie gebannt
für sich allein am Felsenrand.
Trug hundert Äste weitverzweigt.
Die Last ihn fast zur Erde beugt.

Mit großen Augen sah ich dann
d'rauf sitzen Frau und Kind
den Hund, den Mann.
Die unter'n Äste fein und brav,
wiegten die Kindlein in den Schlaf.
Die mittleren, man glaubt es kaum,
hielten die Jugend wohl im Zaum.

Und etwas höher dann und wann,
saß Frau mit Hund und ihrem Mann.
Die Spitze gar, schon kahl und leer,
schaukelte mein Ömchen hin und her.
Jeder einsam, Ast für Ast -
ganz ohne Freude, ohne Spaß.

Nun will ich rufen, seid zusammen!
Nur so könn't ihr den Zauber bannen.
Doch meine Zunge still und schwer,
will mir gehorchen gar nicht mehr.
Ich seh die Spitze, seh sie brechen,
seh mein Ömchen, wie es fällt!

Alle nicken Tränen lächelnd,
weiß, das ist der Lauf der Welt -
Doch ich glaub, das muss nicht sein -
im schlimmsten Fall - und ganz allein

SB



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